Dana
und das kleine Volk
Die 10-jährige Hannah lernt im Wald auf außergewöhnliche Art und Weise die Göttin Dana und ihr Kleines Volk kennen. Wieso ist das außergewöhnlich? Nun, keiner außer Hannah kann sie überhaupt sehen. So verbringt sie eine wunderbare Zeit im Wald mit dem Kleinen Volk: Jeden Tag nach den Hausaufgaben saust sie los so schnell sie kann.
Allerdings sind sie eines Tages plötzlich alle verschwunden. Hannah ist am Boden zerstört.
Wie durch ein Wunder lernt sie ihr persönliches Krafttier, den Wolf, kennen und auch ihren Schutzengel Raziel. Gemeinsam unternehmen sie eine aufregende Reise und helfen Dana und dem Kleinen Volk, unsere Erde zu retten.
Sabine Guillon
Illustriert von Martin Engewicht
Dieses Kinderbuch ist erhältlich im Buchhandel, bei www.buch7.de oder www.amazon.de
Ein Wiedersehen
Als ich mich umsehe, bleibt mir allerdings der Atem im Hals stecken. Es ist alles dunkel und rot. Wo sind der grüne Wald, der blaue Himmel, die gelbe und helle Sonne, die bunten Blumen? Wo bin ich? Es ist still, totenstill! Kein Vogelgezwitscher, kein Bienengesumme, nicht einmal ein sanfter Wind, der mit dem bunten Laub raschelt. Nichts. Ich erschauere zitternd.
Raziel lächelt aber und tritt aus dem Baumkreis hinaus. Der Wolf und ich folgen ihm. Ich staune noch viel mehr, als ich mich umschaue: Denn der Wald ist weg. Um uns herum ist Sand, roter Sand, rote, sanfte und weiche Hügel, roter Himmel, alles rot: dunkelrot, rot, hellrot. Der Himmel ist rot, die Wolken sind rot und nur eine kleine dunkelrote Scheibe – ist das eine Sonne? – hängt tief am Himmel. „Oh mein Gott, wo bin ich hier gelandet?“ Fragend schaue ich meine zwei Begleiter an. Aber Raziel nimmt mich diesmal nur an der Hand und geht mit mir auf eine kleine Höhle zu, mein Wolf folgt uns. In der Höhle brennt ein kleines, rotes Feuer und je näher wir kommen, umso besser kann ich erkennen, dass da jemand oder etwas um das Feuer herum sitzt. Ich gehe weiter und: „Ja! Die kenne ich. Es ist das Kleine Volk!“, schreie ich aufgeregt. Ich beginne zu laufen und auch ein paar von den sitzenden Gestalten stehen auf und laufen mir entgegen: „Hannah! Hannah!“, ein lautes Geschrei empfängt mich und endlich liegen wir uns in den Armen: Rosa, Media, Tib und Bim und alle anderen vom Kleinen Volk und ich. Wir lachen, weinen und jeder redet durcheinander, es ist eine Freude, ein Glück, das ich kaum fassen kann: Endlich habe ich sie alle wieder. Ich darf meine Freunde wiedersehen. Aber auch sie freuen sich sehr, sie tanzen und springen um mich herum, singen und lachen und weinen, bin ich doch wieder bei ihnen.
Raziel und mein Wolf haben sich in der Zwischenzeit hingesetzt und der ganzen Szene zugeschaut. Nachdem die erste Freude verhallt ist, gehen wir zu den beiden und setzen uns dazu. Media und Bim sitzen auf meinem Schoß und Rosa und Tib sitzen ganz nah neben mir und halten meine Hände, streicheln mich immer wieder und geben mir kleine Küsschen. Ich schaue meine Freunde glücklich an und muss aber gleich heftig loslachen...
Sabine Guillon auf Buchvorstellung in Grundschulen im Landkreis
Fotos: N. Kleim
Sabine und „das kleine Volk“
tegernseerstimme.de/sabine-und-das-kleine-volk/
Wow. Was für eine Begrüßung. Als die Wiesseer Autorin Sabine Guillon ihr Kinderbuch in
einer Grundschule vorstellt, stehen die Schüler auf und raunen im Chor: „Guten Morgen.“
Was folgt ist alles andere als Schulalltag.
Die Wiesseer Kinderbuchautorin Sabine Guillon zu Besuch in einer Grundschule im Juni 2018.
Die zehnjährige Hannah lernt im Wald auf außergewöhnliche Art und Weise die Göttin
Dana und ihr Kleines Volk kennen. So beginnt die Inhaltsangabe zu dem gleichnamigen
Buch, das die 41-jährige Wiesseer Autorin Sabine Guillon geschrieben hat (wir
berichteten).
Die Klassen 4a und 4d der Grundschule Lenggries lernen die Kinderbuchautorin auf
ebenso außergewöhnliche Art und Weise kennen. Was man aber auch umgekehrt sagen
kann. Höflich stehen die etwa 50 Schüler auf, als Guillon den Klassenraum betritt. Mit
einem im Chor gesprochenen „Guten Morgen“ wird sie begrüßt.
Guillons Flucht in die Fantasiewelt
„Wer bin ich?“ fragt Sabine Guillon die Kinder gleich zu Beginn der etwa einstündigen
Buchvorstellung am vergangenen Dienstag. „Eine Autorin“, so die kurze und knappe
Antwort aus den Stuhlreihen. „Ich bin da, weil Ihr unsere Zukunft seid“, erklärt die 41-
Jährige den Schülern und erntet ein erstauntes Raunen.
Sie sei schon immer eine Leseratte gewesen, macht Guillon den Viertklässlern ihre eigene
Berufung schmackhaft. Als Älteste von vier Kindern ständig von den Eltern zum Babysitter
verdonnert worden, habe sie aus ihrer Not eine Tugend gemacht, sich verkrümelt sich und
habe gelesen, erzählt sie.
Die Gefühle sind frei
Dann nimmt die Autorin ein Stück Kreide, schreibt ihren Namen ganz klein an die Tafel und
fragt: „Was passiert, wenn ich schüchtern bin, nehmt Ihr mich dann wahr?“ Die Kinder
schütteln den Kopf. Sabine Guillon fordert sie auf, den eigenen Namen erst ganz leise und
dann in einer aggressiven Stimmung ganz laut zu sagen. „Hat man was verstanden?“ will
Guillon anschließend von den Kindern wissen. Erneutes Kopfschütteln.
„Es gibt eine leise, schüchterne Sabine und eine laute, aggressive“, fährt sie fort, „und dann
gibt es eine Sabine, die versucht, normal zu sein.“ Normal sein bedeute, in der eigenen
Mitte zu sein und Gefühle zuzulassen. Stille im Raum. Und genau darum gehe es in ihrem
Buch, so Guillon. Um Dinge, die man nicht mit den Augen sehen, sondern fühlen kann. Um
Orte, an denen man sich wohlfühlt, ohne zu wissen warum.
So wie Guillon sich als Kind an einen Ort flüchtete, wo sie für einen Moment der Realität
entkommen konnte. Wenn ihre Fantasie mit ihr durchging, träumte sie davon, eines Tages
ein Kinderbuch zu schreiben. Die „abartigsten und verrücktesten Träume“ habe sie damals
gehabt, erzählt Guillon den Kindern mit einem Augenzwinkern. Und dann gibt sie ihnen
folgende Empfehlung mit auf den Weg: „Passt auf Eure Träume auf und versucht sie zu
leben“.
Wie schön, wenn man Freunde hat
Hoffnung. Das ist es, was die in Österreich aufgewachsene Sabine Guillon mit ihrem ersten
Kinderbuch „Dana und das kleine Volk“ vermitteln will. Die jungen Leser werden in eine
Fantasiewelt mitgenommen, in der die bedrohte Mutter Erde von einer Zehnjährigen
gerettet wird. Guillon stellt ihr Gefährten zur Seite, die ihr bei dieser großen Aufgabe helfen
und sie beschützen. Die Welt wieder auf den richtigen Pfad zu bringen, das ist für die 41-
Jährige eine Herzensangelegenheit.
Statt auf Energieräuber wie Computerspiele, Fernseher und Handy setzt Sabine Guillon auf
Liebe und Aufmerksamkeit. So wie das kleine Volk in Guillons Buch nur von der
zehnjährigen Hannah wahrgenommen wird und für alle anderen unsichtbar ist, so würden
viele Menschen Tür an Tür leben, ohne sich wirklich zu sehen, sagt die gelernte
Touristikkauffrau.
Träume wollen gelebt werden
„Lasst Euch von niemandem auslachen oder von Euren Herzenswünschen abbringen“, sagt
Guillon zu den Kindern. „Es ist Euer Leben“. Sie selbst habe immer Grundschullehrerin
werden wollen, sagt sie, sei dafür aber ausgelacht worden. So landete sie in einer großen
Firma, reiste um die Welt und war dennoch nicht glücklich. Heute ist sie „sesshaft“.
Zusammen mit ihrem Mann und den zwei Kindern lebt sie in Bad Wiessee.
Die Träume der Lenggrieser Grundschüler warten noch darauf, gelebt zu werden: Vom
Eishockeyspieler, Zahnarzt, Fußballprofi oder Schauspieler bis hin zur Teilnahme an einer
Olympiade flattern diese Begriffe durch die Köpfe der Viertklässler wie erste Flügelschläge.
Bis eines Tages der Moment und der Mut für die Kinder kommt, die Flügel ganz
auszubreiten.
Vielleicht erinnern sie sich dann an Sabine Guillon und die zehnjährige Hannah und
erfahren, wie es sich „anfühlt“, wenn man seinen Traum gelebt hat.
P.S.: Laut Guillon soll
das Kinderbuch Dana und das kleine Volk“ noch in diesem Schuljahr den vierten Klassen in
Bad Wiessee vorgestellt werden.
Text: N. Kleim